Nr. 4. 24.10.1940.
Ein Besuch im Paradies der Eskimos.
Hoch oben im Norden Amerikas liegt die Halbinsel Boothiafelix; sie ist das irdische Paradies der Natschjilli-Eskimos! Es ist mitten im Juni, dem schönsten Monat in diesen Gegenden. Die Mücken, die größte Plage der Polarmenschen, sind noch nicht da. Es herrscht Ruhe und Frieden. Die Zelte der Eskimos liegen verstreut auf dem moosbewachsenen Boden. Sie sind mit großen Steinen, die auf den Rand der Zeltdecke gelegt sind, befestigt. Pflöcke kann man in den steinhartgefrorenen Boden nicht einschlagen. Die Zelte der reichen Eskimos sind aus Seehundfellen, die der armen aus Rentierfellen zusammengenäht.
Klein Anni spielt vor den Zelten; er ist das Kind reicher Eltern, denn andere Kinder in seinem Alter müssen auf dem Eise Dorsche fangen. Die größeren Knaben stechen in den Bächen Forellen. Die Küche befindet sich vor dem Zelt, sie besteht aus zwei Steinen, über die der Topf gestellt wird. Das Heizmaterial ist im Sommer Heidekraut; im Winter wird eine Specklampe gebrannt.
Jetzt kommt gerade Errera vom Fischfang heim, wirft den Ranzen, der aus Fellen gemacht ist, mit der Beute ins Zelt. Die Mutter, welche mit einer Näharbeit beschäftigt ist, nimmt den Ranzen und sortiert den Fang. Anni kommt um sich einen Leckerbissen zu holen. Er ist verwöhnt und bekommt was er will: nämlich die rohen Fischaugen! Diese sind bei den Eskimos eine große Delikatesse. Die Familie ißt einen Teil der Fische gleich roh, der Rest wird gewärmt. Die Eskimos essen nicht mit Messer, Gabel und Löffel, sondern mit den Händen.
In einem Zelt aus Rentierfellen wohnt Prieta mit seiner Frau Nalungia und ihrem Kinde. Nalungia hat den Jungen gerade abgeleckt. Sie hat ihn geschenkt bekommen! Nun nimmt sie den Mund voll Wasser und läßt das Kind aus ihrem Munde trinken. Der Vater kommt jetzt nach Haus; Nalungia zieht ihm die Stiefel mit den Zähnen aus. Die Zähne sind ein Universalwerkzeug. Die Frau muß alle Arbeit verrichten, der Mann geht nur auf die Jagd und zum Fischfang.