Mein lieber mein Vater

TK 04

Schule

Diego:

Meine Eltern wohnten meine ganze Schulzeit im selben Haus in Bramfeld, Hamburgerstr. 163. Die Schule war eine 8-klassige Volksschule und die besuchte ich von 1933 bis 1941 und habe alle 8 Klassen durchgehalten. Die besten Schüler saßen immer ganz vorn, die schlechtesten ganz hinten, ich wer natürlich immer in der Mitte zu finden. Unsere Lehrer waren meist schon im Pensionsalter, denn es wurden die jungen Lehrer als Soldaten eingezogen .Da Bramfeld noch ein Dorf mir ca. 3000 Einwohnern war, waren die Leistungen der meisten Schüler und auch die der Lehrer nicht so sehr gut. Als ich mit sechs anderen meines Klasse zu einer Prüfung für die Oberschule durfte, sind wir alle durchgefallen, wir hatten den Stoff noch nicht gehabt.

Ich kam erst mit sieben Jahren in die Schule, einmal weil ich so spät in Jahr geboren war und ein zweites Mal, weil ich krank war. Ich kann mich aber an keine Krankheit erinnern, wahrscheinlich war ich nach Ansicht meiner Mutter noch zu klein. Meine erste Lehrerin hieß Frl. Kind und wir mochten sie sehr gern. Gefürchtet war unser Schuldirektor: Rektor Honko. Den morgendlichen Schulweg legten wir im wahrsten Sinn des Wortes "spielend" zurück. Es ging zu Fuß immer die Straße entlang. Es gab in Bramfeld damals nur 3 Personenautos und noch viele Pferdefuhrwerke, so dass uns ABC-Schützen kaum etwas passieren konnte. Nachdem ich zuerst auf meinen besten Freund Kurt Ruff gewartet hatte und er mit Hans Techentin und Gerd Külper, die alle etwas weiter weg wohnten, rannten wir los und an jeder Straßenecke kamen mehr aus meiner Klasse dazu. Je älter wir wurden, um so weniger war man vor unseren Streichen sicher. Und nach der Schule ging es den gleichen Weg in umgekehrter Richtung zurück. Gegenüber dem Elternhaus war noch eine riesige Wiese, auf der waren im Sommer noch viele Kühe und riesige Eichbäume und sogar ein kleines Kornfeld war an der Ecke. Da Bramfeld damals noch zum Kreis Stormarn und somit zu Schleswig-Holstein gehörte, lernten wir zuerst noch die deutsche Schrift und als 1937 Bramfeld zu Hamburg kam, mussten wir die lateinischen Buchstaben lernen. Sechs Klassenkameraden und ich hatten schon Englischunterricht und deshalb mit den lateinischen Buchstaben keine Probleme.

Hilku:

1934 kam ich in die Schule. Diese konnte man gut zu Fuß erreichen und wir hatten gute Lehrer, wenn sie auch langsam immer älter wurden, weil die jüngeren, aus welchen Gründen immer, nach und nach abberufen wurden. Das lag wohl am System. Unser Rektor war einer von den Jüngeren, er hat uns viel beigebracht. Aber nach dem Motto: Nur in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist, mussten wir jeden Morgen, bevor der Unterricht begann, in Turnzeug auf dem Schulhof erscheinen, wo wir nach Musik Gymnastik machen mussten. Danach wurde ein Karree gebildet, die Fahne aufgezogen und der Rektor erzählte uns, wie gut es uns doch ginge und dass wir treu zum 3. Reich stehen müssten. Erst dann konnten wir zurück in die Klassen, uns anziehen und der Unterricht begann.

Nachdem wir nach 8 Jahren unser Abschlusszeugnis in der Hand hatten, konnten wir aber nicht machen, was wir wollten, denn erst mussten wir das "Pflichtjahr" hinter uns bringen. Man musste zum Arbeitsdienst (wie meine Freundin Susi) oder als Helferin in einem kinderreichen Haushalt aushelfen. Ich kam zu unserem Zahnarzt als Hausmädchen. Anschließend durfte ich die "Zweijährige Handels- und Gewerbeschule" besuchen. Meine Freundin Susi hatte die Aufnahmeprüfung auch bestanden und so konnten wir zusammen (im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter mit dem Bus) den Weg machen. Denn diese Schule war am anderen Ende von Potsdam. Wir hatten viel Spaß und lernten auch fleißig. Nur bei Englisch haperte es ein bisschen, weil man uns gesagt hatte, dass ein Engländer ja Deutsch lernen könnte, wenn er mit uns sprechen will. So schwänzten wir diese Stunde oft ein bisschen. Wann es z. B. regnete und wir kamen an der "Russischen Kolonie" vorbei und aus der Regenrinne Wasser tropfte, stellten wir uns einfach drunter und ließen uns nassregnen. Dann machten wir uns die Hände an der Kette schmutzig und fuhren weiter zur Schule. Wir kamen natürlich zu spät und erzählten von der "Panne". Die Lehrerin schlug die Hände über den Kopf zusammen und schickte uns sofort nach Hause. Wir sollten ins Bett, damit wir nicht krank werden. Der Tag war also gerettet. Leider konnten wir nicht die ganzen zwei Jahre in der Schule bleiben, weil diese ein halbes Jahr vorher geschlossen wurde wegen kriegsbedingter Ereignisse. Aber wir haben eine Not-Abschlussprüfung gemacht und auch bestanden.