Ehe
Hilku:
Geheiratet haben wir am 11. August 1951 in Bramfeld. Da meine Eltern keine Auereisegenehmigung bekamen, feierten wir in ganz kleinem Kreis, nur Oma und Opa, Anneliese, Wolfgang und wir. Das machte uns natürlich ein bisschen traurig. Aber wir konnten das nun mal nicht ändern. Wir haben überhaupt immer versucht, das Beste aus allem zu machen. Die Dame, bei der ich das möblierte Zimmer gemietet hatte, war während unserer Urlaubsreise gestorben. Wir hofften nun, die Wohnung ganz für uns zu bekommen, aber das Wohnungsamt vergab die Wohnung an ein Ehepaar mit Kind. Dass wir auch ein Kind erwarteten, war für sie nicht wichtig.
škšäáäääàåääflêëâåêmxåäšk9eSt°rb@ meine Maschine will mich ärgern, aber das lasse ich nicht zu.
Ich durfte aber da Zimmer behalten, so dass Vati jetzt auch dort wohnte und die Meiers mit Kind in dem anderen. Küche und Toilette war für uns alle da, ein Bad gab es nicht. Da das Zimmer nur 12 qm groß war, hätten wir nicht einmal ein Kinderbett aufstellen können. Da bekam Vati von einem Kollegen den Tipp, dass wir ja in seinem Haus in die ausgebaute Dachgeschosswohnung ziehen könnten. Das Wohnungsamt hatte auch hier Einwände, aber wir hatten Glück: die andere Partei wollte die Wohnung nicht, sie war zu abgelegen.
Da wir zu der Zeit ja noch unser Motorrad hatten griffen wir zu. Die Wohnung bestand aus Schlafzimmer, 8 ½ qm Wohnzimmer und kleiner Küche (insgesamt 25 qm). Wasser mussten wir von unten heraufholen, es gab in dem ganzen Haus nur eine Toilette. Aber wir waren für uns allein. Und wir hatten Platz für das Kinderbett, Denn nun wurde unser Sohn geboren. 8 Monate blieb ich zu Hause, konnte mich also intensiv um das Baby kümmern. Pampers gab es damals noch nicht, man musste die Windeln aus Stoff noch per Hand waschen, und das unter erschwerten Umständen (Wasser holen, mit dem Tauchsieder wärmen, Windeln kochen usw.).
Dann musste ich wieder arbeiten. Wir hatten Glück und fanden am Niendorfer Marktplatz einen Kindergarten mit Krippe, wo ich das Baby tagsüber unterbringen konnte. Ich bekam in der Nähe auch Arbeit. Nun war nur noch das Transportproblem. Zuerst ging es noch (Baby auf dem Schoß) mit dem Motorrad, dann mussten wir es verkaufen, weil wir das Geld dringend brauchten und die fällige Reparatur nicht bezahlen konnten. Also musste ich mit dem Kinderwagen zu Fuß losziehen (eine Stunde zu Fuß), morgens hin, abends zurück und das bei Kälte und Eis. Dann wurde die Strecke mit einem Privatbus befahren. Da wurde es für mich sehr viel leichter, obwohl das ganz schön teuer war. Und wir hofften ja immer noch, dass wir eine andere Wohnung kriegen würden. Diese sollte ja nur ein Übergang sein. Wenn der Schornsteinfeger kam, musste er durch unser Wohnzimmer klettern. Die Wohnung war ja nur ein besserer Dachboden ohne Heizung. Wir hatten einen sogenannten Kanonenofen, einen kleinen eisernen. Aber morgens konnten wir ihn nicht anheizen, denn ehe es warm wurde, mussten wir ja schon los, und abends gingen wir ins Bett, bevor die Stube warm wurde. Im Schlafzimmer gab es keine Heizmöglichkeit. Gewaschen haben wir uns in einer Schüssel, die in einem sogenannt "Waschhocker" befestigt war (ein Hocker mit Deckel). Einmal in der Woche fuhren wir zum Hadermannsweg in Niendorf. Dort konnte man für DM 1,--~ ein Wannenbad kaufen. Wir dachten ja, dass wir bald mal eine andere Wohnung bekommen könnten.
Aber es gab zu wenig Wohnungen in Hamburg. Es war ja noch so viel kaputt. Man konnte evtl. eine Neubauwohnung erwischen, aber da musste man einen sogenannten "Verlorenen Baukostenzuschuss" zahlen. So zwischen DM 500,-- und DM 800,--, je nach Wohnung. Aber so viel Geld hatten wir natürlich nicht, wenn wir auch beide arbeiteten und sehr sparsam lebten. Es war nur gut, dass Ene seine Schularbeiten im Kindergarten machen konnte, zu Hause hätten wir keinen Tisch dafür stellen können.
Inzwischen hatten wir einen Bausparvertrag abgeschlossen und weiter gespart, so dass wir dann, nach 7 Jahren Niendorf eine Wohnung kaufen konnten. Ene musste ein Jahr in die Niendorfer Schule gehen, aber an dem nächsten Schuljahr wohnten wir dann schon in der Carl-Petersen-Str. 29. Wir waren selig. Nach all den Jahren Plage wurden wir nun entschädigt. Wir hatten ein Wohnzimmer mit Balkon, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche und Bad, Zentralheizung, insgesamt 70 qm. Wir waren glücklich und wollten nie mehr wegziehen. Und doch haben wir gerade das gemusst.