Nr. 5. 20.12.40.
Eine Räubergeschichte.
„Bill, wie weit bist du?“ Ein Lächeln huscht über das verwegene Gesicht Bills. „Fertig, Jeff!“ „Na, dann spann die Leine!“ Bill klettert trotz der Dunkelheit an dem glatten Stamm der alten Fichte empor.
Oben angelangt, befestigt er eine ziemlich dicke, lange Leine.
Jeff setzt eine Pfeife an den Mund, ein Pfiff, und es taucht ein Lastwagen auf. Die Leine wird am Auto befestigt, der Wagen zieht an; da neigt sich der Baum und kracht zu Boden. Die Fichte liegt quer über dem Bahndamm. In der Ferne taucht jetzt ein Licht auf, es ist der Scheinwerfer des Zuges. Der Lastwagen verschwindet. Da kracht ein Schuß, hierauf erscheinen mehr als zwanzig bis an die Zähne bewaffnete Banditen. Diese werden zu beiden Seiten der Geleise postiert. Zwei der Leute tragen Maschinenpistolen. Sie stellen sich hinter der Fichte auf, die Pistolen auf den heranbrausenden Zug gerichtet. Es ist der Nord-Südexpreß, der von Chicago kommt. Der Zug ist auf fünfhundert Meter heran. Da kreischen die Bremsen. Fauchend bleibt der Zug stehen.
Jeff und Bill machen sich, von sechs Mann begleitet, an die Ausplünderung der Reisenden. Da knallen Schüsse, und die Maschinenpistolen knattern los. Ein Mann springt aus dem Zug, rennt die Wagen entlang und verschwindet in der Nacht. Es ist der Detektiv Brown. Plötzlich bricht er zusammen, eine Kugel traf ihn. Schwer verwundet erreicht er eine kleine Wellblechbude. Mühsam öffnet er mit einem Patentschlüssel die Tür. Drinnen steht ein Tisch, und auf einem Brett an der Wand befindet sich ein Telefon. Brown wählt die Nummer der nächsten Polizeistation und meldet den Überfall.
Die nächtlichen Passanten in den Straßen von St. Paul schrecken zusammen, denn plötzlich wird Sirenengeheul laut, und mit unheimlicher Geschwindigkeit jagen drei Bereitschaftswagen der Polizei durch die Straßen. Es geht durch mehrere Dörfer hindurch. Dann werden die Scheinwerfer abgeblendet und die Sirenen verstummen. Da die Landstraße dicht am Bahndamm liegt, fahren die Polizeiwagen direkt an den Zug heran, der jetzt erreicht ist.
Aber die Banditen haben die Lage erkannt und eröffnen ein wildes Schnellfeuer auf die Polizei, das ebenso erwidert wird. Die Banditen ziehen sich unter dem Schutz der Maschinenpistolen zurück. Plötzlich heulen Motoren auf, und in völliger Dunkelheit rasen die Banditen mit ihrem Wagen davon. Da in der Nähe ein Bahnübergang ist, kann die Verfolgung sofort aufgenommen werden. Ein Wagen muß jedoch zurückbleiben, da 4 Polizisten schwer verletzt wurden, 3 weitere, darunter ein Sergeant, waren erschossen. 5 Banditen hatten gleichfalls den Tod gefunden.
Durch den Kurzwellensender in einem Polizeiwagen waren einige Polizeistationen benachrichtigt, die in der Fluchtrichtung lagen.
Die Polizeiwagen kamen den Banditen immer näher. Plötzlich bremst der Fahrer des ersten Polizeiautos so stark, daß alle Insassen durcheinander fliegen. Vorn ein Splittern und Krachen! Sämtliche Wagen der Banditen waren mit 90 km Fahrt ineinander gerast. Hierbei fanden 11 Banditen den Tod, die anderen wurden verhaftet. Ein dickes Stahlseil, das von einem Trupp Polizisten über die Straße gespannt worden war, war die Ursache des Unglücks. Diesmal war die Ehre der Polizei wieder hergestellt, die sie schon oft eingebüßt hatte. Mr. Brown erlag leider bald seinen Verletzungen.