29.6.40. Nr. 3.
Fliegeralarm!
Zu Anfang des Krieges besuchten uns oft feindliche Flugzeuge. Dieses waren aber entweder Beobachtungs- oder Propagandaflieger. Doch jetzt ist die Sache ernster; denn die Tommys werfen keine Flugblätter mehr ab, sondern Bomben.
Ich wachte plötzlich mitten in der Nacht von dem Sirenengeheul auf. Fliegeralarm! Ich zog mich schnell an und ging mit meinen Eltern in den Luftschutzkeller. Im Keller waren schon einige Nachbarn anwesend. Da vom Tommy weder etwas zu sehen noch zu hören war, ging ich noch vor den Kellereingang. Da! Plötzlich blitzten einige Scheinwerfer auf; ihre Lichtkegel suchten den Feind. Darauf surrte irgendwo ein Flugzeug, das auch bald von den Scheinwerfern erfaßt wurde. Das Flugzeug versuchte, aus den Lichtbündeln der Scheinwerfer zu entkommen, aber vergebens. Nun schoß auch die Flak von allen Seiten auf das hellbeleuchtete Ziel. Jetzt ging ich in den Keller zurück; denn die Granaten explodierten beinahe über unserem Hause. Es knallte eine Zeit lang ganz doll, bis das Schießen plötzlich wieder abbrach. Alle hofften, daß das Flugzeug abgeschossen sei; das war aber nicht der Fall. Nach ungefähr zwei Stunden ertönten die Sirenen wieder. Entwarnung! Ein Aufatmen geht durch den Keller; nun ist die Gefahr glücklich überstanden. Alle Menschen legen sich beruhigt und mit frohen Gesichtern wieder ins Bett, um den Rest der Nacht noch ordentlich auszunutzen.