Mein lieber mein Vater

Georg

Familiengeschichte in Kurzform

2 Brüder = Franz + Erich, haben 2 Schwestern = Clara + Gertrud, geheiratet. Somit waren alle Brüder + Schwestern auch Schwägerinnen + Schwager usw. Der Bruder meines Vaters „Erich“ hat auf der Hochzeit als Gast die Schwester meiner Mutter „Gertrud“ kennen gelernt und war mit ihr 11 Jahre verlobt. Da er nach dem 1. Weltkrieg noch Soldat geblieben war und als kleiner Leutnant zu wenig Geld verdiente konnte er erst nach so vielen Jahren standesgemäß heiraten. Deutschland hatte nach dem verlorenen 1. Weltkrieg schwer zu zahlen als Widergutmachung den sog. Versailler Vertrag und es gab aber noch ein Heer von 100 000 Mann (einer davon war Onkel Erich). Mein Vater war nach dem Krieg und nach Gefangenschaft auch noch bei den Soldaten die wie Polizei für Ordnung sorgen sollten. Es war das sogen. Freicorps? Dann wurde Vater wieder Zivilist und gründete eine Familie: „Uns“. Meine Mutter hatte die beste Ausbildung und war danach Hauslehrerin auf verschiedenen Gütern, deren Kinder nicht in die einfachen Dorfschulen gehen sollten. Mutter hatte auch in Hamburg in Büros gearbeitet, bis wir Kinder sie an zu Hause fesselten. Auch als Vater 1929 arbeitslos wurde, konnte Mutter nicht wieder arbeiten, der 2 kleinen Kinder wegen. Von da ab lebten wir 4 von Sozialhilfe, ich weiß den Betrag für 1 Woche: RM 18,50.

Muttis Bruder Georg, der in Berlin einen guten Posten beim Staat hatte, schickte uns monatlich das Geld für die Miete. Da wir inzwischen aus der schönen Wohnung ausziehen mußten, weil die Miete zu teuer war und im Vorort eine billige alte kleine Wohnung für 29,50 gefunden war so schickte Onkel Georg monatlich RM 30,- als Überlebenshilfe. Es gab damals weder Wohngeld noch Kindergeld, und wer verhungerte hatte selbst Schuld. Taschengeld gab es unter diesen Bedingungen natürlich auch nicht, ab und an konnte man mal 10 Pfennige verdienen für Botengänge oder Fahrrad putzen oder Obst pflücken. Aber es gab damals nur Wenige denen es viel besser ging und so war man ganz zufrieden als Kind. Die Eltern hatten natürlich viele schlaflose Nächte. Denn mit Geldsorgen verdirbt man das ganze Leben. Mutter war sehr ehrgeizig und tüchtig und auch beide Großväter waren sehr fleißig. Opa Ferdinand war im sog. Hultschiner Ländchen in Oberschlesien als Gutsverwalter bei Rothschilds tätig und später in Annaberg bei Ratibor als Amtsvorsteher und Deichhauptmann (an der Oder).

Diego

Auftretende Personen

Hauptbriefschreiberin ist Kläre (geb.1890). Weitere Schreiber sind ihr Mann Franz (geb.1886) und ihre Söhne Wolfgang (geb.1923) und Diego (geb.1925), schließlich noch deren Ehefrauen Anneliese (geb.1927) und Hilku (geb. 1928). Gerichtet sind die Briefe an Claras einzigen Bruder Georg (geb.1895), später auch an seine zweite Ehefrau Irmgard (geb. 1912). Einmal wird auch die erste Ehefrau Georgs, Mie (geb. 1902) angesprochen, um Beileid zum Tod der Tochter Britta auszudrücken. Das Baby wurde kaum drei Monate alt und starb im April 1931.

Ene

Briefe an Georg 1918 bis 1932

Briefe an Georg 1933 bis 1945

Briefe an Georg 1946 bis 1970