Sind Kolonien erforderlich?
1.12.1940. Nr. 5.
Heute haben Kolonien einen ganz anderen Wert und eine ganz andere Bedeutung als früher. Damals haben sich einige Völker große Kolonialreiche erobert und gesichert. Diese Kolonien dienten ihnen nur zur Machterweiterung und zur Gewinnung von Reichtümern, nicht aber für die Beschaffung neuen Lebensraumes, der Lebensraum war noch groß genug. Die Völker vermehrten sich; die Einwohnerzahl wuchs ständig, aber der Lebensraum blieb derselbe. Diese Bevölkerungszunahme ist aus der folgenden Zeichnung deutlich zu sehen.
Diese Zunahme hatte in Deutschland eine große Auswanderung zur Folge. Viele der besten Kräfte wanderten nach anderen Ländern aus, hauptsächlich nach Amerika. Weil eine Auswanderung für ein Volk schädlich ist, ging man, um den Lebensraum zu erweitern, zu einer Industrialisierung über. So wurde aus einem Agrarland ein Industriestaat. Auch wurde der Boden jetzt intensiver bewirtschaftet.
Nun wurde aus der Auswanderung sogar eine starke Rückwanderung. Was der Boden nicht mehr hergab, wurde durch die Industrie wieder ausgeglichen. Handel und Industrie blühten in Deutschland auf. Wir waren ein „Volk ohne Raum“, anderen Völkern ging es ebenso.
England, Frankreich, Belgien, Portugal, Holland und Spanien hatten ihre Kolonien, aus denen sie alles Notwendige einführten und so ihren Lebensraum erweiterten. Zwar hatten sich weitsichtige Hamburger Kaufleute Handelsgebiete gesichert, aber diese wurden nicht unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, da Deutschland uneinig war. Daher mußten wir die Waren von anderen Ländern teuer erhandeln. Endlich, am Ende des vorigen Jahrhunderts, erwarb sich Deutschland einige Kolonien in Afrika. Das waren: Togo, Kamerun, Deutsch-Südwest und Deutsch-Ostafrika.
Da kam 1914 der Weltkrieg. Trotzdem ein Vertrag bestand, daß in den Kolonien nicht gekämpft werden solle, taten die Engländer und Franzosen es doch 4 Jahre lang. Im Schandfrieden von Versailles wurden uns dann sämtliche Kolonien genommen, unter folgenden Begründungen: die Eingeborenen wollten nicht bei Deutschland sein, die Deutschen könnten die Kolonien nicht richtig verwalten, und die Kolonien hätten gar keinen wirklichen Wert. Diese Kolonien wollte aber nur England haben. Die Gründe, die sie angaben, sind nicht stichhaltig, wie der Führer in einer Rede den Feinden auch bewiesen hat.
Da Deutschland das am dichtesten besiedelte Land ist, wie nebenstehende Zeichnung beweist, muß Deutschland Kolonien haben.
Wir wollen die Kolonien nicht zu militärischen Zwecken, sondern ausschließlich zu wirtschaftlichen. Wenn wir sie nicht bekommen, holen wir sie uns, da wir sie brauchen. Außerdem ist es für uns eine Frage der nationalen Ehre.