Sie konnte nur ganz wenig Deutsch und ich konnte noch gar kein Englisch, aber wir haben und trotzdem gut verstanden.
Dahinter ist ein ganz großes modernes Einkaufszentrum, wo wir manchmal zu Ausstellungen, die dort gemacht werden, gegangen sind. Neben dem Haus von meinen Großeltern und auch zwischen den ganzen anderen Häusern sind lauter kleine Spielplätze, die so langweilig waren, dass ich da fast nie andere Kinder getroffen habe und glücklicherweise bin ich nun langsam zu alt dafür.
Aber in Ansbach gibt es auch die am wenigsten langweilige Schwimmhalle, die ich kenne. Es gibt Wellen und lauter interessante Abteilungen auch zum draußen Schwimmen. Das Beste ist aber die superlange verschnörkelte Rutsche. Als ich diesen langen Besuch bei meinen Großeltern gemacht habe, haben wir auch eine
Wenn man von meinen Großeltern aus mit dem Auto auf einen Berg fährt und dann ein kleines Stück durch den Wald geht, kommt man an ein ganz komisches Lokal. Im Sommer kann man draußen sitzen und von oben auf Ansbach hinunter sehen. Man kann zwar nicht ganz genau das Haus erkennen, wo meine Großeltern sind, aber ungefähr. Wir haben da draußen gesessen und etwas zu essen bestellt. Als wir das Essen bekamen, tauchten an unserem Tisch plötzlich viele Hühner auf. Sie fressen alles, Gulasch oder Kuchenkrümel. Wir waren inzwischen öfter in dem Lokal, aber obwohl ich es sonst ganz gern mag, würde ich dort niemals ein Essen mit Hühnchen bestellen, es könnte was von den netten bettelnden Hühnern vom letzten Mal gewesen sein.
Als ich in die Schule kam, brachten meine Großeltern mich hin. Mein Vater kam und ich musste in unserem Auto mitfahren, obwohl ich lieber mit Omi und Opi gefahren wäre. Damals habe ich zum ersten Mal begriffen, dass sie jetzt richtig weit weg wohnen und ich sie nicht mehr so oft sehen würde. Wenn ich sie jetzt sehe, dann fast immer nur noch in Ansbach oder im Urlaub. Sonst kommt Opi noch manchmal allein, weil ihm die lange Fahrt und die Treppen nichts ausmachen. Er kommt aber nur ganz kurz, weil er meine Oma nicht so lange alleine lassen will. Leider haben meine Großeltern gesagt, dass sie sich kein neues Auto mehr anschaffen wollen, wenn das, das sie jetzt haben, mal kaputt geht. Natürlich können sie auch mit der Bahn fahren aber wenn ich sie mal alleine besuche, können wir dann vielleicht nicht mehr so viel unternehmen
Mein Opi hat uns immer mal zwischendurch besucht. Mal kam er zu Ostern, zu Weihnachten oder zu meinem Geburtstag, und manchmal einfach nur so. Er hat ja hier in Hamburg auch immer noch andere Verwandte und Bekannte, die er dann noch mitbesucht. Die Frau von seinem Bruder Wolfgang wohnt noch hier in der Nähe und er hat auch noch Kollegen und Freunde von früher hier in Hamburg. Aber wenn ich meine Großeltern frage, ob es ihnen leid tut, dass sie weggezogen sind, sagen sie nein, obwohl wir ihnen natürlich auch fehlen. Sie fanden es toll in ihrem Alter noch mal ganz von vorne angefangen zu haben und auch noch neue Bekannte zu finden.
Vor drei Jahren war ich wieder einige Zeit alleine bei ihnen in Ansbach in den großen Ferien. Meine Eltern haben dann schon auf dem Zeltplatz auf uns gewartet. Für die fahrt dahin haben meine Großeltern ein Wohnmobil gemietet und ich hatte oben unterm Dach ein Minischlafzimmer mit einem Netz davor. Sie haben uns dann noch ein paar Tage dort besucht und es war alles wunderschön.
Aber kaum waren sie weg, wurde das Wetter ganz schlecht und es gab einen Sturm in der Nacht und das Zelt flog richtig weg und zerriss, obwohl meine Eltern sich dranhängten. Sie kauften im nächsten Jahr ein neues Zelt, aber es passierte dasselbe noch einmal. Als wir später wieder einmal nach Ansbach fuhren, besuchten wir ein Lokal, wo sie einen mexikanischen Abend machten. Überall hingen Bilder und eine Gruppe spielte beim Essen mexikanische Musik. Natürlich gab es auch ganz scharfes mexikanisches Essen. Man konnte dort auch Kassetten mit der Musik von der band kaufen und meine Großeltern hatten zu Hause noch Rumbakugeln. Da haben wir bei ihnen gleich weitergefeiert.
Im August 2001 hatten meine Großeltern ihre Goldene Hochzeit. Sie haben dazu wieder ihre ganze Familie und Freunde eingeladen. Diesmal kamen sogar auch welche aus Australien. Dafür haben sie in einem kleinen Ort im Harz gleich ein ganzes Hotel belegt.
Da kam eine Folklore-Band aus dem Harz und spielte ganz eigenartige Volkslieder. Sie haben dann meine Großeltern auf die Bühne geholt und gesagt, sie sollten mal zeigen, wie gut sie in den vielen Jahren zusammenarbeiten gelernt haben. Es wurde ein Baumstamm auf so ein Gestell gelegt und sie bekamen eine Säge, die man nur zusammen benutzen konnte und damit sollten sie den Baumstamm durchsägen. Ich bin zwischendurch auch mal auf die Bühne gegangen und habe ihnen geholfen und schließlich haben sie es dann geschafft.
Leider habe ich einen Teil ihrer Party versäumt, weil ich längere Zeit eingeschlossen war. Die Toilette im Erdgeschoss war immerzu besetzt, da bin ich erst durch einen Gang und dann eine Treppe hochgegangen und habe endlich eine andere gefunden. Leider ließ sich hinterher das Schloss nicht mehr aufschließen, denn es war verrostet. Nachdem ich über eine Stunde geklopft und gerufen hatte, kam zufällig ein Mädchen, das sich auf der Feier langweilte, vorbei und holte jemand vom Hotel, der mich rausließ. Der ganze Flügel war schon längere Zeit stillgelegt und sonst immer abgeschlossen.
Ich hoffe, dass ich meine Großeltern noch oft treffe und wir noch viele Abenteuer erleben. Zum Schluss noch etwas aus Omis letzter Seite was ich sehr schön fand: „Liebe Marie, Du willst wissen, ob unser Leben bis jetzt so gewesen ist, wie wir es uns gewünscht haben. Dazu kann ich nur sagen: es war schöner, als wir es zuerst erträumt hatten. Und wir hoffen, dass das noch einige Jahre so bleibt.“